Das mögliche böse Erwachen traditioneller deutscher Automarken

Das mögliche böse Erwachen traditioneller deutscher Automarken

25. September 2020 Von Gratis-Probefahrt

Die führenden deutschen Automarken scheinen den deutschen Automarkt seit jeher zu dominieren und fest im Griff zu haben. Wer sich die Autozulassungen in Deutschland für das Jahr 2019 ansieht, würde diese Aussage zweifelsfrei unterstreichen. Die fünft häufigsten verkauften Automarken lauten VW (18,5% aller deutschen Zulassungen 2019) gefolgt von Mercedes (9,4%), Ford (7,8%, BMW (7,7%) und Audi (7,4%). Diese fünf Automarken dominieren mit über 50,8% aller deutscher Zulassungen das deutsche Autobild. Vier dieser Marken können noch getrost als deutsche Autohersteller bezeichnet werden. Aber wie sieht wohl das Bild in 10 oder 20 Jahren aus? Werden diese Marken dann immer noch ganz oben auf der Liste stehen? Wir glauben nicht!

Neuzulassungen von Pkw nach Marken in Deutschland 2019

Quelle: Statista

Warum deutsche Autobauer möglicherweise jetzt schon den Anschluss verloren haben

Allen ist es seit Jahren bewusst. Der Klimawandel ist angekommen und wir müssen unsere Gewohnheiten ändern. Hierzu gehört auch der Umstieg von Verbrennern hinzu alternativen Technologien. Nahezu allen ist der Atem gestockt, als die TESLA Aktie im Jahr 2020 die großen Autohersteller Toyota und VW in der Marktkapitalisierung überholt hat. Finanzanalysten sprechen in dem Zusammenhang davon, dass Anleger eine Wette in die Zukunft eingehen. Denn die reinen Verkaufszahlen spiegeln diese hohe Marktkapitalisierung TESLAs nicht wider. Und auch hier wagen wir eine Prognose: TESLA wird in 20 Jahren keine Rolle mehr spielen! Doch dazu später mehr.

Marktkapitalisierung und Anzahl verkaufter Autos von Tesla, VW und Toyota 2019

Quelle: eigene Recherche

Die Disruption der Autoindustrie

Der am 23. Januar 2020 verstorbene Wirtschaftsprofessor Clayton M. Christensen hat bereits 1997 den Begriff der Disruption (disruptive innovation) geprägt. Aufs wesentlichste heruntergebrochen, meint dieser Fachtermini die Entwicklung, wie ein (kleiner) Anbieter den großen Anbietern am Markt durch technologische Entwicklungen das Wasser abgräbt. Dabei fliegt der Herausforderer (kleiner Anbieter) anfangs unterm Radar der großen etablierten Anbieter am Markt. Sie nehmen diese kleine Unternehmen und ihre Technologie gar nicht wahr. Denn große Konzerne konzentrieren sich auf ihre Kernprodukte und haben kein wirkliches Interesse daran, einen neuen Markt mit neuer Technologie und Produkte zu entwickeln und zu etablieren. Genau an diesem Punkt scheinen viele der deutschen Autohersteller noch heute zu stehen. Auch wenn ihnen bewusst ist, dass ihre Technik bald abgelöst wird, halten sie krampfhaft am Verkauf der Verbrennermotoren fest. Fast noch viel schlimmer wirken in diesem Kontext die Politiker, welche im Namen der Autolobby jammern und Krisen wie Covid19 dazu nutzen wollten, der Autoindustrie Geschenke durch Subventionen für Autokäufe zu geben.Die Lächerlichkeit eines solchen Verhaltens wird erst dann deutlich, wenn man sie in einen angemessenen Vergleich setzt. Rückblickend würde wohl heute jeder zweifelsfrei zustimmen, dass Subventionen der CD- oder DVD-Industrie keinen Sinn ergeben hätten. Denn die Technik und diese Märkte wurden durch bessere Alternativen wie Streamingangebote ersetzt. Anstatt zu erkennen, dass durch solche Disruptionsprozesse neue Möglichkeiten entstehen, aus denen Märkte, Unternehmen und Arbeitsplätze hervorgehen, führt eine gewünschte Beibehaltung des Status Quos nur dazu, dass diese Firmen ohnehin pleite gehen und ein Standort wie Deutschland wohlmöglich den Anschluss als innovativer Player verliert

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Tesla ist erst der Anfang der Disruption in der deutschen Autoindustrie

Inzwischen ist es kein Geheimtipp mehr. Die Rede ist von Wasserstoff und von Wasserstoff betriebenen Fahrzeugen. Denn die Vorteile dieser Technologie liegen klar auf der Hand. Wasserstoff ist ein idealer Energiespeicher. Wasserstoff ließe sich perfekt über grüne Stromproduzenten herstellen. Insbesondere in den Nachtstunden, wenn Kraftwerke weniger Auslastung befürchten müssen. Hyundai geht hier bereits erste Schritte in der Schweiz. 

Zugleich haben Wasserstoffmotoren gegenüber dem Elektromotor drei entscheidende Vorteile. Erstens erhöhte Reichweite: Wasserstoff kann ähnlich wie Gas getankt werden und hier beschränkt im Wesentlichen die „Tankgröße“ die Reichweite. Lithium Ionen Akkus von Elektromotoren wie bei Tesla hingegen, haben eine wesentlich geringere Energieausbeutung. Die Hinzunahme oder Vergrößerung der Akkus stößt ebenfalls irgendwann an seine Grenzen, weil dadurch das Gewicht ab einem gewissen Punkt zu stark steigt. Zweitens ist das deutsche Stromnetz aktuell noch gar nicht für einen flächendeckenden Betrieb von Elektroautos ausgelegt. Das gleichzeitige Laden mehrere tausender oder hunderttausender Fahrzeuge würde unser Stromnetz schlichtweg zum Kollaps zwingen. Drittens lässt sich Wasserstoff ähnlich schnell tanken wie normaler Treibstoff. Denn die „Gemütlichkeit der Konsumenten“ dürfte weiterhin eine entscheidende Rolle dabei spielen, dass die meisten neu zugelassenen Fahrzeuge keine Elektroautos in Deutschland sind. Kaum jemand hat Lust 30 Minuten oder noch länger zu warten, um weiterfahren zu können. Darüber hinaus stelle man sich nur mal vor, wie jemand aus dem fünften Stock sein Elektrofahrzeug in Düsseldorf zuhause volltanken soll? Der Wagen steht drei Straßen weiter und das Kabel würde aus dem Fenster des fünften Stocks 500 Meter lang verlegt werden. Dies ist auch für die enthusiastischten Idealisten nur schwer machbar.

Viertens beinhalten Wasserstoffmotoren nicht so viele seltene Erden wie die Lithium Akkus. Der Abbau dieser Metalle, zum großen Teil in Südamerika, ist mit erheblichen Umweltschäden verbunden, weshalb Elektroautos nicht zwingend auch die umweltbewusstesten sind.

Elektrofahrzeuge nur eine Übergangslösung  –  Wasserstoff ist unumgänglich

Das alles ist nichts Neues und den deutschen Autobauern durchaus bewusst. Es ist auch nicht so, dass sie gar nicht an Wasserstoff forschen würden, aber es stell nicht den Primärfokus dar. Die investierten Forschungsgelder sind ebenfalls lächerlich gering und auch der Wille, Wasserstoff als die leitende Technologie zu definieren, fehlt. Die Agenda scheint klar. So lange wie es geht, werden auf Gedeih und Verderb Verbrennermotoren verkauft. Für die Idealisten werden nebenbei Hybrid- oder Elektrofahrzeuge bereitgestellt und gleichzeitig darauf gehofft, dass in der Zwischenzeit nicht zu viele Kunden zu Tesla gewechselt sind. Aber es geht auch anders. Insbesondere der japanische Autohersteller Toyota prescht mit aller Macht voran. Toyota setzt mit voller Kraft auf Wasserstoff. Ebenso der koreanische Hersteller Hyundai, zu dem auch KIA gehört, ist in diesem Bereich sehr weit vorne.  -Werbung-



Welche Autohersteller werden in Zukunft im Bereich der Wasserstoffautos die Nase vorn haben?

Zugegebenermaßen kommt eine Aussage im Jahr 2020 zu den zukünftigen bedeutsamen Autoherstellern im Bereich des Wasserstoffs einem Blick in die Glaskugel gleich. Dennoch lässt sich bereits jetzt ein Indikator für die zukünftige Entwicklung ableiten. Diese Indikatoren sind die bereits heute vorhanden Patente im Bereich der Brennstoffzellen-Technologie. Bei Berücksichtigung dieser Metrik sehen die führenden Autohersteller in Deutschland alt aus. Denn hier liegen die Hersteller Toyota (13,9%), Honda (5,1%), Nissan (4,9%), Hyundai (3,9%), Ford (2,9%), GM (1,9%) und KIA (1,1%) unter den Top 10 Unternehmen an Patentinhabern. Insofern würde es uns nicht verwundern, wenn die Verteilung der Autoverkäufe sich auch in Zukunft an diese Zahlen anpassen dürfte, spätestens dann, wenn der Wasserstoff-Auto-Boom in Deutschland anrollen sollte.

Quelle: Statista

Diese Entwicklung lässt sich bereits jetzt schon in Teilen beobachten. Die Liste der reinen serienproduzierten Brennstoffzellen-Autos in Deutschland ist beschämend kurz und auf drei Anbieter beschränkt: ToyotaHyundai und KIA. Interessant dürfte auch der angekündigte neue Sorento von Kia werden, welcher auch als Wasserstoff-Stromer mit Brennstoffzelle daher kommen soll.

Wenigstens kommt bei Daimler ein wenig Hoffnung am Horizont auf. Mit dem GenH2 Truck soll ein Wasserstoff-Truck serienmäßig ab ca. Mitte der 2020er Jahre auf den Markt gebracht werden. Noch ist dieser Truck jedoch noch eine Designstudie und die angepeilte Markteinführung in einigen Jahren ist zwar ein Hoffnungsschimmer aber auch Armutszeugnis zugleich. 

Tesla, die nicht auf Wasserstoff setzen und in diesem Bereich auch nicht über erwähnenswerte Patente verfügen, werden in der Zukunft die Nachsicht haben. Undzwar dann, wenn die Welt verstanden hat, dass es sinnvoller ist, auf Wasserstoff zu setzen. Der Prozess der Disruption wird sich abermals wiederholen und ein jetzt noch gefeiertes Tesla wird dann ein disruptiertes Unternehmen sein. Ein Hoch auf diejenigen, die ihre Teslaaktien dann frühzeitig im richtigen Moment zu Geld gemacht haben werden. 

Woran hakt es, damit Deutschland im Bereich der Elektro-und Wasserstoffautos aufholen kann?

Auch wenn man sich als freiheitsliebender Mensch wünscht, dass die freie Wirtschaft die Lösung essentieller Probleme alleine schafft, scheint das Thema Klimawandel nicht ohne massiven politischen Eingriff durchzuführen sein. Ohne den politischen Willen wären die Kohle- und Atomkraftwerkbetreiber wohl nicht von alleine auf einen Ausstieg gekommen. Darum ist es auch umso erstaunlicher, dass die deutsche Politik im Bereich der Autoindustrie weiterhin an alten Denkmustern festhält. Aber Lobbybünde und alte Denkmuster scheinen in den oberen Etagen der Wirtschaft und Politik weiterhin die Marschroute vorzugeben. Aber warum werden nicht die Möglichkeiten und Potenziale gesehen? Wo bleiben milliardenschwere Investitionsprogramme für Forschung und Entwicklung? Warum wird der Ausbau an neuen Technologien nicht als Chance gesehen Arbeitsplätze zu schaffen? 

Andere Staaten gehen hier andere Wege, über welche es sich auch in Deutschland definitiv lohnen würde, nachzudenken. In einigen Städten in China sind die Neuzulassungen von Verbrennerautos extrem beschränkt oder werden verlost. Teilweise erhalten nur einer von 350 Bewerbern eine Neuzulassung für ein verbrennerfahrzeug. Ausgenommen von dieser Regelung hingegen sind Elektrofahrzeuge.

Auch in Kalifornien will man Ernst machen. Zwar erst ab dem Jahr 2035. Aber ein Verbot des Verkaufs von Autos mit Verbrennungsmotoren ist eine Ansage. Das Jahr 2035 stellt also eine Deadline dar, welcher viele Autohersteller wahrscheinlich von sich aus zeitlich eher zuvorkommen werden. Interessant bleibt abzuwarten, wie sich andere US Staaten und andere Industrienationen verhalten werden.